Kultur und Technik

Mediale Grenzen
überwinden

Onliner 50plus – wie Senioren von digitalen Anwendungen profitieren

Autorinnen: Juliane Schettler, Michelle Baingo, Titelfoto: reneewernerphotography.de

Während den „Digital Natives“ der Umgang mit Onlinemedien quasi in die Wiege gelegt wurde, gibt es viele Senioren, die die virtuelle Welt nicht betreten. Neben finanziellen und technischen Barrieren sowie motorischen und visuellen Einschränkungen, sind es vor allem Sicherheits- und Fähigkeitsbedenken, die ältere Menschen abschrecken.

Diese Ängste sind jedoch oftmals unbegründet. Häufig fehlt nur ein kompetenter Ansprechpartner, der die Senioren im Umgang mit digitalen Geräten vertraut macht, sie schrittweise begleitet und auf ihre Fragen eingeht. Der Schritt ins Onliner-Dasein eröffnet den Senioren zahlreiche Chancen, das tägliche Leben zu bereichern.


Soziale Kontakte gegen Isolation

So lässt sich beispielsweise der Kontakt zu Freunden und Familienangehörigen leichter aufrechterhalten. Gespräche zu Enkelkindern finden womöglich häufiger statt und können durch visuelle Eindrücke mit Hilfe von Videotelefonie bereichert werden. Allgemein bieten sich digitale Medien zur Vermeidung der Vereinsamung im Alter an, da mit ihrer Hilfe unkompliziert und ohne große Anstrengung Kontakte zu alten Arbeitskollegen und Schulfreunden gepflegt werden können und unter Umständen neue Freundschaften oder gar eine Partnerschaft entstehen.

Auf diesem Wege ist den Senioren trotz physischer und kognitiver Einschränkungen die Teilnahme am gesellschaftlichen und kulturellen Leben möglich.


Lebensqualität steigern

Sind die technischen Barrieren überwunden, kann das Internet die Lebensqualität der Senioren deutlich verbessern. Einkäufe können leichter über das Internet getätigt und aktuelle Nachrichten bezogen werden. Vielfältige Reiseangebote lassen sich recherchieren und buchen, und Verabredungen leichter planen. Auch die Suche nach ehrenamtlichen Beschäftigungen ist ein häufiger Grund, das Internet heranzuziehen.

Spezifische Gedächtnisspiele erhalten die geistige Fitness und E-Books sind im Vergleich zu gedruckten Büchern gerade für Ältere leichter zugänglich. Die Nutzung des Internets ermöglicht Senioren den schnellen Zugang zu nützlichen Informationen, die ohne den Zugriff auf Suchportale schwerer verfügbar wären.

Für ältere Menschen sind u.a. gesundheitliche Themen von großer Wichtigkeit, zu denen im Internet recherchiert werden kann. Online-Anwendungen und -Angebote helfen das Prinzip des lebenslangen Lernens zu realisieren.


Medieneinstieg ermöglichen

Festzuhalten bleibt: Das Internet bietet Senioren eine vielfältige Palette an Nutzungsmöglichkeiten.

Voraussetzung dafür ist jedoch, dass mögliche Ängste im Umgang mit den digitalen Medien überwunden werden. Erst mit der Anwendung neuer technischer Möglichkeiten entsteht Vertrauen, welches notwendig ist, um die zahlreichen Vorteile­ wahrzunehmen und zu nutzen.

Insbesondere Tablets eignen sich für den Medieneinstieg älterer Menschen, da sie durch geringes Gewicht und intuitive Bedienung leicht zu handhaben sind. Im Gegensatz zu Smartphones ist die Darstellungsfläche für die Erkennbarkeit einzelner Symbole und Menüpunkte ausreichend groß. Meist sind es Tablets, die die Aspekte von barrierearmer Nutzung berücksichtigen. Der Touchscreen-Monitor erlaubt ein direktes Antippen, sodass weniger Schwierigkeiten in der Koordination von Augen und Hand bestehen, als bei der Bedienung mit Maus und Tastatur. Um die unterschiedlichen visuellen Anforderungen der Nutzer zu berücksichtigen, bieten Tablets die Möglichkeit, die Anzeigeoptionen leichter den eigenen Bedürfnissen anzupassen. So kann ein Bildausschnitt ausgewählt oder insgesamt die Schriftgröße beliebig erhöht werden. Nutzen und Erlebnis stehen im Vordergrund - eine Auseinandersetzung mit der Technik ist nicht erforderlich.


hotspot

Studien zeigen, dass sich immer mehr ältere Menschen mit den aktuellen technischen Entwicklungen beschäftigen und die Vorteile des Internets nutzen.

Einen Beitrag dazu leisten u.a. Senioren Computer Clubs, Initiativen wie „Senioren­ ans Netz“ oder „vernetzte Nachbarschaft“, aber auch das Engagement bekannter Medienunternehmen, wie Google oder E-Plus, welche Senioren zunehmend als Zielgruppe erkennen und bei neuen Entwicklungen einbeziehen.

Auch durch den demografischen Wandel wird es zunehmend bedeutender, das digitale Angebot für Senioren zu optimieren. Dabei spielen die Gestaltung der Geräte, die nutzerorientierte Aufbereitung der Anwendungen, aber auch die Themenauswahl eine wesentliche Rolle für einen barrierefreien Zugang der „Digital Immigrants“.

Info

Online-Zugang der Generationen 50-69

Quelle: ARD/ZDF-Onlinestudie, 2013




Top 3 Internetanwendungen
Mindenstens wöchentliche Nutzung

Quelle: ARD/ZDF-Onlinestudie, 2013




Soziale Kontakte

Quelle: Bitkom, 2013 und 2010


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