Kultur und Technik

Anarchie im Netzjournalismus?

Wir schreiben, kopieren und gieren nach Informationen. Jedoch, keiner will zahlen. Steht uns ein Chaos im Netzjournalismus bevor?

Autor: Roger Freyer

Es ist der 10. Oktober 2013 und eine Sensationsbombe detoniert in der digitalen Zeitungslandschaft. Die deutsche Version der „Huffington Post“ erschüttert nun auch die hiesigen Verlage. Die sogenannte „HuffPo“ aggregiert in erster Linie vorhandene Texte. Unfair sagen die Einen, Frau Arianna Huffington, Mitbegründerin und Chefautorin der Huffington Post, ist stolz darauf. Denn so wird den Co-Autoren eine Plattform geboten, und die Reichweite ihrer Artikel erhöht. Ist das ein ausreichendes Argument, dieses „Anti-Geschäftsmodell für Journalismus“, wie es der Springer-Verlagschef Matthias Döpfner kürzlich titulierte, gut zu heißen?

Die Mutter-Webseite stammt aus den USA, und wurde im Jahr 2005 gegründet. Allein in den USA verzeichnet das Portal 46 Millionen Nutzer pro Monat, und damit mehr als die „New York Times“. Nun funktioniert bei uns einiges anders als bei den Amerikanern. Dazu gehören unter anderem auch die Strategien zur Finanzierung von Online-Journalismus. Die amerikanischen Verleger setzen zunehmend auf die wohltätigen Gaben reicher Sponsoren, wie zum Beispiel die Online-Zeitschrift „ProPublica“. Und offensichtlich fahren sie sehr gut damit. Deutsche Verlagshäuser hingegen, allen voran die Zeit-Verlagsgruppe und der Springer-Verlag, setzen auf das Abonnement-Modell bzw. auf Paid-Content. Sie sind der Ansicht, dass wertvolle Inhalte ihren Preis haben, und der Konsument auch bereit ist, dafür zu bezahlen. Aber sind wir wirklich bereit, unser schwer verdientes Geld für gewohnt kostenlosen Content auszugeben?

In jedem Falle ist ein Geschäftsmodell für die Finanzierung von Online-Journalismus notwendig. Denn eine geleistete Arbeit sollte adäquat entlohnt werden. Immer häufiger wird der Eindruck erweckt, dass man sich über die Erstellung von journalistischen Inhalten keine Gedanken machen müsste, denn sie sind doch im ausreichenden Maße vorhanden. Eine entsprechende Entlohnung jedoch anerkennt die qualitativ hochwertig geleisteten journalistischen Arbeit. Wie also ist eine angemessene Finanzierung umsetzbar? Dazu existieren verschiedene Geschäftsmodelle (siehe Infobox).

Erkennbar ist, dass sich die großen Verlage allein auf den Weg machen. Ohne Rücksicht auf aktuelle Trends. Außerdem kümmert sich der Gesetzegeber bisher nur wenig bis gar nicht um die Problematik. Jedoch ist es absolut notwendig, dass gerade er aktiv wird. Sonst erstärkt der Abhängigkeitsansatz: Die Finanzierung von Qualitätsjournalismus ist nicht gesichert, und die Informationslandschaft kann dadurch leichter manipuliert werden.

Für eine aufgeklärte Gesellschaft braucht es einen Qualitätsjournalismus, auch im Internet. Noch muss es nicht zu einem Chaos kommen.


Die „Huffington Post“ ist eine US-amerikanische, linksliberale Nachrichtenplattform mit Kommentarfunktion. Im Netzjournalismus gibt es derzeit folgende Geschäftsmodelle:


Quersubventionierung / Der On­­line-Journalismus wird durch Geld subventioniert, das er durch Bildungsangebote an anderer Stelle verdient / Bsp.: Washington Post


Private Stiftung / Wohlhabende, journalismusaffine Privatpersonen finanzieren Journalistenteams / Bsp.: ProPublica, spot.us


Werbung / spiegel-online, bild.de


Staatsbeihilfen / Zuschüsse werden von der Regierung „gewährt“ – in Form direkter Subventionen / Bsp.: Französische Agentur AFP


Kulturflatrate / Aufschlag auf die Monatsgebühr für den Breitbandanschluss


Abonnement-Modell / Pauschal-Abos für Anbieter-Gruppen bzw. Angebote, die auf verschiedene Levels abzielen / Bsp.: zeit.de, spiegel.de