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Das ß zwischen Großbuchstaben

| 07.08.2019 | Allgemein | Keine Kommentare

Sehe ich ein ß in mitten von Versalien (Großbuchstaben) gesetzt, stellen sich mir die Nackenhaare auf. Es scheint immer noch genug Menschen zu geben, die nicht so recht wissen, wo das ß hingehört. Das Eszett ist ein Kleinbuchstabe, genaugenommen eine Ligatur aus Kleinbuchstaben. Eine Ligatur ist eine Verschmelzung zweier Schriftzeichen auf einem Schriftkegel. Das hat ästhetische Gründe, um einerseits ein harmonisches Schriftbild zu erhalten, andererseits um Buchstabenpaare ein besonderes Erscheinungsbild zu geben. Demnach auch, wenn bestimmte Buchstaben nebeneinander gesetzt werden, die ansonsten zu weit auseinander stehen würden. Beispiele für Ligaturen, die auch im heutigen digitalen Schriftsatz noch vorkommen, sind beispielsweise fi,ff oder ſt, in manchen Schriftsätzen auch noch das Buchstabenpaar st, wobei das s mit dem t mit einer geschwungenen Linie verbunden ist. Es gibt auch noch weitere Ligaturen von Buchstaben, die zusammen gehören, wie ck, ch oder sch, die dann bei einem gesperrten Wort (große Laufweite) beieinander stehen bleiben.
Beim Eszett (ß) hingegen wird angenommen, dass es aus einer Ligatur aus einem langen ſ und einem z bzw. aus dem langen ſ und dem Schluss-s entstanden ist, hervorgegangen aus den gotischen Textura- und Fraktur-Schriften, sogenannte gebrochene Schriften. In diesen gebrochenen Schriften ist das Setzen des langen ſ gängige Praxis, bei den Antiqua-Schriften ist es bei vielen digitalen Schriftsätzen gar nicht mehr verfügbar. Wer sich für die Satzregeln interessiert, findet hier eine Übersicht für die sogenannten s-Regeln im Schriftsatz.
Doch was ist denn nun, wenn ein Wort mit ß in Versalien gesetzt werden soll? Die Regeln der deutschen Rechtschreibung sehen vor, aus dem ß ein Doppel-S zu setzen. Allerdings widerspricht das vollends den Regeln der neuen deutschen Rechtschreibung. Das mag ja bei dem U-Bahnschild TURMSTRASSE noch gehen, aber den Wein statt im gesunden Maße dann in IM GESUNDEN MASSE zu genießen, das passt irgendwie nicht mit der klar definierten Regel zusammen. Doppel-s kommt nach einem kurz gesprochenen Vokal und das ß wird nach einem langen Vokal gesetzt. Logisch wäre es, im Versaliensatz statt dem Doppel-S ein SZ zu schreiben, wie STRASZE. Dann wäre die Eindeutigkeit immer gegeben. Nur mit den Eigennamen, wie Familien- oder Städtenamen würde das Problem weiterhin bestehen, so bei KLARA GROßE oder STADT GIEßEN. In einigen Schriftsätzen gibt es bereits den Großbuchstaben ẞ. Jedoch ist dieser, meiner Meinung nach, dem Großbuchstaben B zu sehr ähnlich. Es ist aber immer noch besser, als die zuvor genannten Möglichkeiten. Mein persönlicher Favorit ist der Versalsatz mit SZ. Schließlich sind die Ansätze der Typografie eine gute Lesbarkeit, Textverständnis, Ästhetik und eine gewisse Exklusivität.

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