Extremsport macht man und schreibt nicht darüber! Aber ich sitze am Computer und haue in die Tasten, so wie die meiste Zeit des Studiums. So muss es sich anfühlen, wenn man ein Rezeptbuch schreibt, aber all die leckeren Gerichte daraus nicht gleichzeitig essen kann. Viel lieber würde ich mit dem Snowboard durch unendliche Schneelandschaften fahren oder auf einem Mountainbike den Berg runter brettern: Das fühlt sich wie fliegen an! Der Puls steigt, alles rast an einem vorbei, eine Menge Adrenalin wird ausgeschüttet. Das Gehirn läuft auf Hochtouren und trotzdem ist es ein guter Ausgleich zur täglichen Schreibtischarbeit. Denn hier fehlt nicht nur die Bewegung, hier fehlt der Nervenkitzel, die Spannung, das Abenteuer!
Wenn man bei den in unserer Branche leider vielerorts üblichen Überstunden seine Abende im Büro verbringt, kommt man zwar auch an die Grenzen der nervlichen Belastung - doch wo bleibt heutzutage noch die körperliche Herausforderung?
Sport oder Extremsport
Die Grenze zwischen Sport und Extremsport verläuft nicht immer eindeutig. So ist es zwar sehr spaßig, aber nicht grade riskant, auf einer Slackline zwischen zwei Bäumen zu balancieren, die nur einen halben Meter über dem Boden hängt. Wenn allerdings geübte Slackliner anfangen Salti darauf zu springen, sieht es nicht mehr nach Freizeitsport aus. Gleiches Sportgerät, aber anderer Ort: Highlining. Dabei wird auch über eine Slackline spaziert, allerdings in schwindelerregender Höhe - vorzugsweise von einem Felsen zum anderen, mit einer tiefen Schlucht dazwischen. Einer der bekanntesten Highliner ist Andy Lewis, der sich selbst als „Mr. Slackline“ betitelt. Sein Können ist beeindruckend, allerdings nur eingeschränkt vorbildlich, da er manchmal ohne jegliche Sicherung läuft.
Das Schöne am Slacklining ist die günstige Anschaffung und die Tatsache, dass man nur zwei Bäume braucht, um loszulegen - davon hat Berlin zum Glück einige. Für Snowboarding, Kiteboarding oder Surfing ist nicht nur eine teure Ausrüstung nötig - in Berlin findet man leider keine hohen Berge, geschweige denn ein Meer. Davon abgesehen ist es letztendlich natürlich Geschmackssache, ob man lieber in Ruhe durch den Park joggt oder voller Adrenalin einen Berg runter heizt. Ist man dem Extremsport allerdings erst einmal verfallen, bedeutet es je nach Wohnort, dass man zunächst reisen muss, bevor man starten kann. Der Spaß wird dadurch noch potenziert, denn die Vorfreude steigt schon, während man die Ausrüstung packt. Als mehrmals wöchentlicher Ausgleich zum Studium in Berlin sind derart aufwendige Sportarten weniger geeignet, da man sie leider kaum regelmäßig betreiben kann. Dass wir durch die örtliche Begebenheit nicht schon mit diesen Sportarten aufgewachsen sind, erklärt auch warum sie aus unserer Sicht extremer sind. Sie sind exotisch. Kinder, die in den Alpen aufwachsen, stehen schon auf Ski bevor sie laufen können. Dafür löst es bei manch einem, der nicht aus einer Großstadt kommt, möglicherweise schon Angst aus, sich zur Hauptverkehrszeit mit dem Fahrrad durch die Innenstadt zu schlagen - was widerum für uns ganz normal ist. Wie immer im Leben ist es eine Frage der Perspektive und Gewohnheit.