Beuth

Punkrock mit argentinischem Flair

Der Beuth-Student Benjamin Albinger spielt als Schlagzeuger in der Band No Mataras.

Autor: Carlo Schwarzmann, Titelfoto: Ben Voigt

A n einem späten Montagabend werde ich von den drei Jungs der Band No Mataras in ihren Proberaum eingeladen. Sie bauen ihre Instrumente auf, Marcin spielt sich bereits mit ein paar Bassläufen ein und Gitarrist und Lead-Sänger Pedro stimmt ein letztes Mal seine Gitarre. Dann zählt Drummer Benni den schnellen Viervierteltakt ein. Diese Musik macht Spaß, fordert zum Tanzen auf und bringt durch ihre spanischen Texte die argentinische Wärme ins kalte Berlin.

Der Argentinier Pedro Visintin ist Sänger und Gitarrist der Band. Foto: Nicolas Coitino

Benni studiert an der Beuth Hochschule Druck- und Medientechnik im Bachelor. 2012 lernte er den Argentinier Pedro kennen, der seit einigen Jahren in Berlin lebt und als IT-Entwickler arbeitet. Zuerst sollte Benni als Drummer aushelfen. Dann blieb er langfristig. Trotz des vollgepackten Stundenplans findet er noch Zeit, zwei Mal pro Woche für je drei Stunden zu proben. Studium und Musik unter einen Hut zu bringen, scheint zunächst unvereinbar. Dennoch könne er sich die Zeit gut einteilen. Mit der Band regelmäßig zu spielen bringe einen großartigen Ausgleich zum Studium. Und ohne Musik würde ihm etwas fehlen.

Während der Probe spielen sie schnelle Songs mit dreckigem Gitarrensound. Dazwischen klingen allerdings mal ruhigere Töne durch. „Es ist kein geradliniger Punkrock“, sagen sie. Vielmehr vereinen sich verschiedenartige Elemente in ihrer Musik. Das kommt wohl daher, dass alle ganz unterschiedliche Vergangenheiten haben.

Pedro hat die Band bereits 1990 in Argentinien gegründet und spielte dort schon als Vorband von Madonna im River Plate Stadium vor 40.000 Menschen. Wegen seines Jobs zog er nach Berlin und ließ No Mataras weiter existieren. Jenseits vom Punkrock haben ihn Bands wie die Beatles oder Ramones in seinem Songwriting nachhaltig beeinflusst. Die Verehrung mancher Bands ist so groß, dass sie auch Songs wie Satisfaction von den Rolling Stones covern, ihnen dabei jedoch den eigenen No-Mataras-Stil verleihen. Er schreibt die Lieder allein, spielt sie auf seinem Computer ein und bringt sie zur Probe mit. Benni und Marcin geben ihnen durch ihr Spiel noch eine persönliche Note. Pedro hat zuvor schon in drei anderen Bands gespielt und damit viel Banderfahrung. Der von ihm entdeckte Bandname basiert auf dem biblischen Gebot „du sollst nicht töten“ und ist wegen zahlreicher geschichtlicher Morde an Menschen in Gottes Namen kontrovers aufgeladen. Auch in den Songs geht es um Spannungsfelder, wie politische oder zwischenmenschliche Themen.

Marcin ist ursprünglich in Polen aufgewachsen und zog 1996 nach Berlin. Erst vor einigen Monaten stieg der FU-Student als Bassist in die Band ein, nachdem er eigentlich jahrelang Gitarre spielte und erst vor zwei Jahren auf Bass umstieg. Ursprünglich kommt er aus der Funk-and-Soul-Richtung. Später ließ er sich von Bands wie Green Day beeinflussen.

Der aus Berlin stammende Benni fing als 16-jähriger mit dem Schlagzeug spielen an und nahm mehrere Jahre Unterricht. Bevor er an der Beuth Hochschule zu studieren begann, absolvierte er eine Ausbildung zum Mediengestalter in einer Werbeagentur und arbeitete anschließend bei einem Fotografen in Berlin.

Der Beuth-Student Benjamin Albinger ist Schlagzeuger der Band. Foto: Nicolas Coitino

Die Band spielte schon in zahlreichen namhaften Clubs in Berlin. Im heißen Sommer 2013 rockten sie während der Fête de la Musique ein Bootsdach auf der Spree und brachten zahlreiche Menschen an den Ufern zum Tanzen. Außerdem musizierten sie beim Karneval der Kulturen oder organisierten ein Konzert unter einer Kreuzberger Brücke, bei dem spontan hunderte Menschen kamen und mitfeierten. Im Februar 2014 treffen sich Pedro und Benni in Buenos Aires, um dort auf Pedros heimischen Bühnen zu spielen. Schon in ein paar Tagen wird er nach Argentinien fliegen, um dort mit seinem IT-Entwickler-Team zu arbeiten und nebenher ein Open-Air-Konzert in Cordoba zu organisieren. Ihre Kreativität zeichnet sich nicht nur in ihrer Musik und ihren Konzert-Ideen ab. Das „Drumherum“ der Band gestalten befreundete Künstler, Maler und Fotografen. Auch das Artwork ihrer CDs wird eigenhändig gestaltet. Pedro investiert viel Arbeit, die CD-Hüllen zu kleben und versieht jede Scheibe mit einer einzigartigen Nummer, die auf der CD und im Artwork wiederzufinden ist. „Menschen, die unsere Musik mögen und uns durch den Kauf einer CD unterstützen, sollen auch etwas davon haben. Durch die Nummer sind die Platten sammelbar und individuell“, erzählt Pedro. Das alles sei zwar viel Arbeit, aber mache extrem Spaß. Nach zwei Stunden argentinisch-deutschem Punkrock und guten Gesprächen mit den drei Jungs von No Mataras verabschiede ich mich von ihnen und gehe wieder raus in die Kälte. In meinem Kopf spielt allerdings immer noch ihre wärmende Musik.